Kann ich dir vertrauen? Strukturbildung in dyadischen Sozialbeziehungen

Autor/innen

  • Jan A. Fuhse

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.815.vol31iss4

Abstract

Der Beitrag versucht Vertrauen in einer konstruktivistisch-systemtheoretischen Modellierung sozialer Beziehungen zu verorten. Vertrauen wird als eine Sinnstruktur in Alter-Ego-Dyaden verstanden, die Kooperation wahrscheinlich macht. Damit kommt dem Vertrauensbegriff kein substantieller oder analytischer Mehrwert gegenüber dem Struktur- oder Beziehungsbegriff zu. Vertrauen ist vielmehr eine Komponente der Strukturbildung in Sozialbeziehungen. In einem zweiten Schritt wird der so rekonstruierte Vertrauensbegriff in den Kontext sozialer Netzwerke eingeordnet. Dabei wird klar, dass dichte Netzwerke über ihr soziales Druckpotenzial auch Vertrauen generieren. Zugleich werden Netzwerke über Vertrauen an die Domäne der Moral gekoppelt. Beide Kopplungen lassen mit zunehmender gesellschaftlicher Differenzierung in der Moderne immer weiter nach. Abschließend werden die vorgetragenen Überlegungen kurz auf Vertrauen in die Politik angewandt. Auch Beziehungen zwischen personalen Akteuren (WählerInnen) und institutionellen Akteuren (Parteien, Staat) folgen dem allgemeinen Strukturmodell sozialer Beziehungen. Mit der Ablösung der Politik aus der religiösmoralischen Domäne und aus persönlichen Netzwerken wird Vertrauen in Politik in der Moderne immer mehr zu einem Problem.

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