Aussichten auf Vorteile? Grenzen rationaler Vertrauensmodelle in der Politikanalyse

Autor/innen

  • Martin Hartmann

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.813.vol31iss4

Abstract

Die jüngste Welle der Beschäftigung mit Vertrauen geht einher mit einem verstärktem theoretischen Interesse an weichen Variablen der Sozialanalyse. Die zentrale Stellung eines harten rationalen, am Nutzen orientierten Handelns soll ersetzt werden durch die Betonung emotionaler, kultureller oder normativer Aspekte sozialer Interaktion. Vor allem ein genauerer Blick auf neuere politikwissenschaftliche Theorien des Vertrauens zeigt aber, dass spieltheoretische oder Rational- Choice-Ansätze nach wie vor dominieren. In einer ideengeschichtlich ausgerichteten Untersuchung klassischer Texte der politischen Theorie soll zunächst gezeigt werden, dass Modelle des rationalen Vertrauens eine lange Geschichte haben, die aber schon früh, insbesondere im Werk John Lockes, einen anderen, hier ethisch genannten Vertrauensmodell gegenübergestellt werden. Die Rekonstruktion des historischen Theoriebestands soll zeigen, dass die Übertragung des vor allem im Kontext marktförmigen Handelns entwickelten rationalen Vertrauensmodells auf die politische Sphäre die spezifischen Erfordernisse eines politischen Vertrauens verfehlt und kontraproduktive Konsequenzen zeitigt. Diese These wird unter Zuhilfenahme neuerer Literatur zum Problem der Repräsentation kurz veranschaulicht.

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