Bekämpfung von Arbeitslosigkeit durch Qualifizierungsmaßnahmen? Oder: Pädagogik kann nicht leisten, was Politik versagt!

Autor/innen

  • Erich Ribolits

DOI:

https://doi.org/10.15203/ozp.762.vol29iss4

Abstract

Die Behauptung, durch gezielte Maßnahmen der Qualifizierung von (potenziellen) Arbeitskräften die Arbeitslosenraten verringern zu können, wird heute von allen politischen Gruppierungen geteilt. Im vorliegenden Artikel wird dargestellt, dass sich in dieser Behauptung, für die wie nachgewiesen wird kein empirischer Beweis vorliegt, eine allgemeine Entpolitisierung widerspiegelt. Indem so getan wird, als ob im Bildungsargument der Interessenswiderspruch von Kapital und Arbeit neutralisiert würde, wird der gegenwärtige Trend verstärkt, gesellschaftliche Phänomene primär moralisch und nicht als Folge der Durchsetzung von Interessen zu interpretieren. Arbeitslosigkeit wird zum Qualifikationsproblem erklärt, dem es durch nationale Anstrengungen zu begegnen gilt, und kann so nicht als Folge der Tatsache wahrgenommen werden, dass ArbeitnehmerInnen nicht ausreichend an den Produktivitätsfortschritten der letzten Jahre partizipieren können. Auf Basis dieser Argumentation dient Lernen nicht mehr dazu, die Welt zu begreifen, um sie im Sinne eigener Interessen und Bedürfnisse mitgestalten zu können; es verliert seine emanzipatorische Potenz und pervertiert schlussendlich zum Unterwerfungsritual.

Downloads